Jeder Deutsche wirft 100 Kilo Lebensmittel im Jahr weg

15.08.2017 09:55
Studien zeigen: Vor allem junge Konsumenten kennen wenig Skrupel / Auch Bauern, Wirte und Händler sind beteiligt / Ist Nahrung zu billig?
 
VON CHRISTIAN WÖLBERT UND TERESA DAPP
 
Hannover. In Deutschland verschwenden Konsumenten und Unternehmen jedes Jahr acht Millionen Tonnen Lebensmittel – das entspricht fast 100 Kilogramm pro Einwohner. Dies geht aus Zwischenergebnissen des Forschungsprojekts „Refowas“ hervor, das vom Braunschweiger Thünen-Institut für Ländliche Räume geleitet wird. „Alle Akteure müssen mithelfen, die Verschwendung zu reduzieren“, sagte Projektleiter Thomas Schmidt. „Refowas“ soll ermitteln, wie die Bundesregierung ihr Ziel erreichen kann, die Abfallmenge bis 2030 zu halbieren.
Studien zeigen: Vor allem junge Konsumenten kennen wenig Skrupel / Auch Bauern, Wirte und Händler sind beteiligt / Ist Nahrung zu billig?
 
VON CHRISTIAN WÖLBERT UND TERESA DAPP
 
Hannover. In Deutschland verschwenden Konsumenten und Unternehmen jedes Jahr acht Millionen Tonnen Lebensmittel – das entspricht fast 100 Kilogramm pro Einwohner. Dies geht aus Zwischenergebnissen des Forschungsprojekts „Refowas“ hervor, das vom Braunschweiger Thünen-Institut für Ländliche Räume geleitet wird. „Alle Akteure müssen mithelfen, die Verschwendung zu reduzieren“, sagte Projektleiter Thomas Schmidt. „Refowas“ soll ermitteln, wie die Bundesregierung ihr Ziel erreichen kann, die Abfallmenge bis 2030 zu halbieren.
 

Der Studie zufolge entsorgen private Haushalte pro Jahr rund 3,5 Millionen Tonnen – dies sind 44 Prozent der Gesamtmenge. Es folgen die Landwirtschaft mit 1,7 Millionen Tonnen im Jahr, verarbeitende Unternehmen (1,5 Millionen Tonnen) sowie Restaurants und Kantinen (eine Million). Der Handel spielt mit 0,35 Millionen Tonnen nur eine kleine Rolle. Die Zahlen beziehen sich auf „vermeidbare Lebensmittelverluste“. Bananenschalen, Knochen und ähnliche Abfälle wurden im Unterschied zu älteren Berechnungen nicht einbezogen. Grundlage sind unter anderem Müll-Analysen und Umfrageergebnisse.

Laut einer weiteren Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) werfen junge Menschen besonders häufig Lebensmittel weg. „Ältere wertschätzen Essen mehr als jüngere Menschen und haben mehr Erfahrung in der Speiseplanung und -verarbeitung“, erklärt das IW. Die Studie stützt sich auf eine Umfrage zum Wegwerf-Verhalten der Haushalte.

Weltweit landet ein Drittel der produzierten Nahrung nicht auf den Tellern – dabei haben den Vereinten Nationen zufolge 800 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Das ist nicht nur ein ethisches Problem: Arbeitskraft, Boden, Wasser und andere Ressourcen werden verschwendet.

Nach Ansicht von „Refowas“-Projektleiter Thomas Schmidt würden Verbraucher weniger Lebensmittel entsorgen, wenn diese teurer wären. „Ob das gewollt ist, müssen andere entscheiden“, sagte er. Studien hätten außerdem gezeigt, dass Menschen, die ihre Einkäufe genau planen, relativ wenig wegwerfen. Wünschenswert wäre zudem, dass Verbraucher mehr Obst und Gemüse zweiter Wahl akzeptierten.

Auch die Wirtschaft müsse ihr Verhalten überdenken, sagte Schmidt. Pilotprojekte hätten zum Beispiel gezeigt, dass Kantinen ihre Abfallmengen verringern können, wenn sie diese auswerten und ihre Einkaufsmengen anpassen.

„Dem Konsumenten oder gar der jüngeren Generation allein die Schuld zu geben greift viel zu kurz“, sagte Tanja Dräger de Teran vom WWF. Verbraucher müssten ihr Konsumverhalten hinterfragen, der Handel seine Marketingstrategien. Zudem brauche es nach der Bundestagswahl eine Strategie „mit klaren Zielvorgaben, Zuständigkeiten und vor allem einer entsprechenden Finanzierung“.

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